Fachverband Seenot-Rettungsmittel e. V. räumt mit Fehleinschätzung auf
Bei (zu) vielen Wassersportlern herrscht offenbar ein großes Missverständnis in Bezug auf die Wartung von Rettungswesten. Sie bezeichnen die visuelle Kontrolle des Geräts, die Durchsicht der Auslöse-Elemente und der Auftriebsgaspatronen, eine eventuelle Entfaltung des Schwimmkörpers und Reinigung der Technik bereits als „Wartung“ der Rettungsweste. Wenn diese Tätigkeiten selbst durchgeführt werden, wird von „Eigenwartung“ gesprochen. „Diese Sichtkontrollen sollten zwar auch vorgenommen werden, haben aber mit einer fachgerechten Wartung nichts zu tun“, sagte Ralf-Thomas Rapp, Vorsitzender des Fachverband Seenot-Rettungsmittel e. V. (FSR). Nur Hersteller und die von ihnen zugelassenen Wartungsstationen sind in der Lage, die notwendigen Leistungen auszuführen.
Das Thema „Eigenwartung“ tauchte im Zusammenhang der vom FSR in Auftrag gegebenen Studie zur Fehlerstatistik bei der Wartung von automatischen Rettungswesten auf. Die Forschungsvereinigung für die Sport- und Freizeitschifffahrt hat mehr als 8700 Wartungen ausgewertet, die von Servicestellen durchgeführt worden waren. Ziel war es festzustellen, welche Fehlerquellen in welcher Häufigkeit bei den Wartungen entdeckt werden.
Zu einer fachgerechten Wartung gehören unter anderem ein 16-Stunden-Dichtigkeitstests des aufgeblasenen Schwimmkörpers, die Aktivierung der Auslöseautomatik im Wasser, die Prüfung der Handauslösung, der Austausch von Dichtungen, die Kontrolle der Auftriebsgas-Patrone oder auch die Kontrolle der Nähte und Beschläge.
Für diese Arbeiten sind Original-Ersatzteile und Spezialwerkzeuge wie besondere Drehmoment-Schlüssel sowie Fachkenntnisse notwendig, die Hersteller den Mitarbeitern von Wartungsstationen in Seminaren vermitteln. Ausschließlich Wartungsstationen, deren Techniker diese Seminare absolviert haben, erhalten eine Zulassung des Herstellers. „Leider gibt es immer wieder Betriebe der Wassersportbranche, die mit Bordmitteln und eigenem Werkzeugkasten Arbeiten durchführen. Vor diesen schwarzen Schafen können wir nur dringend warnen, weil dort durch Unkenntnis Schaden angerichtet werden könnte, der im Notfall zur tödlichen Gefahr wird“, so Ralf-Thomas Rapp.
Fachgerecht gewartete Rettungswesten erhalten als Bestätigung eine Prüfplakette, ähnlich wie das TÜV-Signet beim Auto. Dies ist dann die Bestätigung dafür, dass sich die Rettungsweste in einem quasi fabrikneuen Zustand befindet. So gesehen „erwirbt“ der Wassersportler für die vergleichsweise geringen Wartungskosten eine „neue“ Rettungsweste.
Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, das rund 13 Prozent der zur Wartung eingesandten Rettungswesten kritische Fehler aufwiesen. Die meisten Probleme tauchten mit 61 % an den Pressgaspatronen auf, die leer, angestochen oder korrodiert waren oder teilweise sogar schlichtweg fehlten.