Der FSR-Vorsitzende Michael Dibowski erklärt, weshalb eine Ausrüstungspflicht das allgemeine Sicherheitsniveau sowie das Sicherheitsbewusstsein reduziert und weshalb der FSR und seine Mitgliedsunternehmen eine Ausrüstungspflicht ablehnen.
Zwei gegenläufige Initiativen haben im Jahr 2006 die Diskussion um das Thema Sicherheit auf dem Wasser neu angefacht. Anfang April eine „Sicherheitskonferenz für die Sportschifffahrt im Seebereich“ im Bundesverkehrsministerium, auf der neue Vorschriften und gesetzliche Regelungen angekündigt wurden, vor allem was die Ausbildungs- und Prüfungsinhalte betrifft. Anlass waren Statistiken der BSU (Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung), denen zufolge sich die Zahl der gemeldeten Sportbootunfälle im Seebereich nach einer seit Mitte der 1980er Jahre andauernden Phase der stetigen Abnahme von 90 Unfällen im Jahr 2003 auf 141 Unfälle im Jahr 2005 erhöht hatte. Die Zahl der Unfälle mit Todesfolge stieg von 6 (2003) auf 13 (2004) und sank wieder auf 8 (2005).
Die zweite Initiative, angeschoben von der ADAC-Sportschifffahrt, dem Bundesverband Wassersportwirtschaft (BWVS) und dem Deutschen Boots- und Schiffbauerverband (DBSV), machte Ende Oktober hingegen Deregulierungsvorschläge. Die Wassersportbranche hat ein Nachwuchsproblem und die Starke Reglementierung erschwert den Einstieg.
Wie ist es um die Sicherheit auf dem Wasser tatsächlich bestellt und wie kann sie verbessert werden? Im Fachverband Seenot-Rettungsmittel (FSR), haben sich 18 deutsche Hersteller und Importeure von Seenotrettungsmitteln zusammengeschlossen. Der Vorsitzende Michael Dibowski erläutert das Thema “Ausrüstungspflicht”:
“Wir vom FSR halten eine Ausrüstungs- und Anwendungsvorschriften als Reaktion auf die Unfallzahlen nicht für sinnvoll. Wir setzen auf Aufklärung und Einsicht.
Zum einem wäre eine Rettungswesten-Tragepflicht von der Wasserschutzpolizei kaum zu überwachen. Zum anderen würde eine Ausrüstungspflicht eher zu weniger statt zu mehr Sicherheit führen. Wir befürchten, dass dann qualitativ minderwertige Billig-Westen angeschafft würden. Sind solche Westen erst einmal an Bord, ist es wesentlich schwieriger, die Bootsbesitzer zu motivieren, diese durch leistungsstarke zu ersetzen. Wir wollen keine Minimallösungen wie bei einigen Mittelmeer-Anrainern sondern hochwertige Produkte. Sicherheit entsteht durch bessere praktische Ausbildung und Seemannschaft, nicht durch Zwang.
Das Sicherheitsbewusstsein wird sich ebenfalls reduzieren, da zu befürchten ist, dass sich Wassersportler inhaltlich weniger mit Thema Rettungsmittel auseinandersetzen, sobald eine Mindestvorschrift eingeführt wird. Das eigene Gewissen ist schnell befriedigt, wenn die formale Hürde genommen ist.
Auch der Führerschein in der jetzigen Form sorgt sicher nicht für mehr Sicherheit auf See. Vieles, was ich dort lerne, habe ich drei Wochen nach der Prüfung vergessen. Das gleiche gilt im Bereich der Funkzeugnisse. Beispiel Short Range Certificate (SRC) – was trägt das Pauken von 20 bis 30 Abkürzungen zur Bedienung des Funkgerätes bei? Eine regel- und bestimmungslastige Prüfung, dazu komplett in Englisch, hilft im Notfall gar nichts.
Die Folgen solcher Funkzeugnisanforderungen sind, dass immer mehr Neueinsteiger sich kein Funkgerät an Bord einbauen werden. Sie verzichten damit auf neueste Sicherheitstechnik und verlassen sich im Küstenbereich auf die scheinbare Sicherheit von Handys.
Stattdessen sollten bei der Ausbildung wesentlich mehr Stunden auf dem Wasser verbracht und dabei den Rettungsmitteln mehr Beachtung geschenkt werden. Sicherheit kommt bisher zu kurz.”