Sicherheitstipps nicht nur für Skipper

Oberkommissar Herrmann im Info-Einsatz: Er erklärt, wie Rettungswesten funktionierenStudentinnen der Uni Flensburg/ Kunst/ artgoing-projekts, waren dabei – hier ihr Bericht

Von Sarah Strobl und Kim Bretschneider (Text) und Laura Papke (Fotos)

„Sicherheitstipps nicht nur für Skipper“ – In diesem Fall speziell für Frauen. Denn heute findet das erste Mal ein Einweisungskurs für den Notfall an Bord ausschließlich für Frauen statt. Ca. 15 Frauen bevölkern den großen Raum des Yachtclubs in Langballigau, um von Günter Hermann, dem Pressesprecher der Wasserschutzpolizei Flensburg, einen zweistündigen Vortrag inklusive kleiner Übungen zu hören. Im Zentrum des Themas stehen dabei verschiedene Fragen:

  • „Was tun, wenn jemand über Bord geht?“
  • „Was sollte vor Fahrtantritt vorbereitet werden, damit es nicht zu Unfällen kommt?“
  • „Wie funktioniert eine Rettungsweste genau?“

Der Vortrag wurde sehr ansprechend von Herrn Herrmann, dem Oberkommissar der Wasserschutzpolizei Flensburgs, mit vielen kleinen Anekdoten und Erfahrungsberichten aufbereitet. Je mehr er erzählt, desto bewusster wird uns, wie blauäugig wir bisher waren, wenn wir z.B. mit einem Boot mitgefahren sind. Was wirklich im Notfall getan werden muss, war uns bisher unbekannt. Eine wichtige Website sei hier genannt, wenn eine funkärztliche Beratung während eines Törns in Anspruch genommen werden muss. Auf dieser kann ein Leitfaden-Formular heruntergeladen werden, an welches man sich sehr gut orientieren und analysieren kann, was dem Betreffenden fehlt: www.tmas-germany.de

 

Als wir schließlich bei dem Punkt: „Wie funktioniert eine Rettungsweste genau?“ angekommen sind, fällt als erstes ein wichtiger Begriff: „Ohnmachts-Sicherheit“. Beim Kauf einer Rettungsweste sollte unbedingt auf diese Funktion geachtet werden, denn diese Ohnmachts-Sicherheit sorgt dafür, dass sich beim Aufblasen der Weste ein zusätzlicher „Ring“ rund um den Kopf aufbläst, damit dieser in jeder Lage niemals unter den Wasserspiegel gelangt. So kann auch bei Ohnmacht davon ausgegangen werden, dass der Betroffene nicht ertrinkt. Dies ist besonders wichtig, da durch die Kälte des Wassers der Verunglückte bereits nach wenigen Minuten das Bewusstsein verlieren kann. Zudem sorgt die Weste dafür, dass die bewusstlose Person durch den Auftrieb auf dem Wasser liegt und im Idealfall die Rückenlage einnimmt.
Zur Demonstration brachte Herr Hermann zwei solcher Rettungswesten mit und lässt nun zwei der anwesenden Frauen diese Westen erproben. Das Anziehen ist kein Problem, da sie einfach wie eine Weste angezogen wird und anschließend vor dem Bauch zwei Metallverschlüsse ineinander gehakt werden. Jedoch weist Herr Hermann darauf hin, dass auf jeden Fall nicht mehr als eine flache Hand zwischen dem Körper und der Weste bestehen soll, da sonst der Körper beim Aufblasen einfach aus der Weste rutscht. Als diese nun ordnungsgemäß von den Frauen angezogen wurden, zieht Herr Hermann an der jeweiligen Reißleine und sofort blasen sich die Westen auf. Er fügt hinzu, dass ohnmachtssichere Westen sich im Wasser automatisch auslösen. Falls die Weste doch einmal nicht reagiert, kann die Weste mit einem kleinen, bereits angebrachten Schlauch per Mund aufgepustet werden.

 

Nachdem die beiden Frauen die Westen wieder ausgezogen haben, gilt es, diese mit der gesamten Gruppe einmal aufzumachen, hineinzusehen, die Patronen zu wechseln und wieder zusammenzulegen.
Rund um die aufblasbaren Ballons der Rettungsweste befinden sich Klettverschlüsse zum Öffnen. Sind diese geöffnet, wird sofort eine aufgedruckte Anleitung zum Wechseln der Tablette und der CO2 – Patrone, bzw. die Patrone selbst sichtbar. Die Anleitung ist klar strukturiert und beziffert angelegt, sodass beim Wechseln der Utensilien keine größeren Probleme auftreten. Nebenbei erklärt Herr Herrmann, wie die einzelnen Schritte in der Weste ablaufen, angefangen beim Wasserkontakt, bis hin zur fertig ausgelösten Weste.

 

Zum Schluss erklärt uns Herr Hermann noch, dass es kein Patentrezept zur Rettung gibt und dass an Bord mit allen Personen über alle Sicherheitsmaßnahmen besprochen werden muss, um eine sichere Absprache zu gewährleisten. Als letzte Übung zeigt er uns das internationale Seenotzeichen, bei dem sofort jeder andere weiß, das dringende Hilfe geleistet werden muss: Dabei bewegt man beide Arme parallel auf und nieder (Vergleich: Flügelschlagen beim Vogel).
Ich spreche wohl für die ganze Gruppe, wenn ich sage: „Lieber Herr Herrmann, vielen Dank für den rundum kompetenten und spannend angelegten Abend. Bitte veranstalten Sie das im nächsten Jahr wieder, denn man kann nie vorbereitet genug sein.“
PS: Da man aus den Fehlern anderer auch lernen kann, gibt es hier noch einen Link zu den Akten der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen (BSU): www.bsu-bund.de

Gruppenbild mit Polizist: Die Skipper-Frauen aus Langballigau nach ihrem Crash-Kursus
Gruppenbild mit Polizist: Die Skipper-Frauen aus Langballigau nach ihrem Crash-Kursus