Gefährliche Lufteinschlüsse in Angleranzügen

Fachverband Seenot-Rettungsmittel (FSR) weist auf Probleme durch Bekleidung hin.

Der Fachverband Seenot-Rettungsmittel (FSR) warnt dringend vor Gefahren, die durch so genannte Angleranzüge auftreten können. Anlass dafür bildet eine Reihe von Todesfällen, die hauptsächlich in skandinavischen Ländern aufgetreten sind. Dort ertranken Angler, weil sie wegen der schlechten Auftriebsverteilung in den Anzügen mit ihren Köpfen unter Wasser gedrückt wurden. Besonders fatal: Diese Anzüge sind teilweise sogar nach EN 393 als Schwimmhilfen mit 50 Newton Auftriebskraft zertifiziert worden.

Probleme dieser Art können ebenfalls beim Tragen schwerer Wetterbekleidung entstehen. Sie werden dadurch verursacht, dass in der Kleidung Luft an falschen Stellen insbesondere im Bein- oder Fußbereich eingeschlossen ist. Die Konsequenz ist eine Auftriebskraft, die dann ungünstig wirkt, indem sie die falschen Körperteile hebt: Die Beine werden nach oben und somit der gesamte Körper in eine horizontale Lage gedrückt. Ist das eingetreten, muss der Träger oft viel Energie aufwenden, um überhaupt in einer Position zu bleiben, bei der sich der Kopf über Wasser befindet. Erlahmen dann die Kräfte, kann es zum Ertrinken kommen.

Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, rät der FSR sowohl Trägern von schwerer Wetterbekleidung und Trockenanzügen als auch von Angleranzügen dringend, Rettungswesten mit einem hohen Auftrieb von 275 N zu tragen. Diese Westen sind noch am ehesten geeignet, die ungünstigen Auftriebskräfte zu kompensieren und den Träger in eine ertrinkungssichere Rückenlage zu drehen.
Scharf kritisiert der FSR die Zertifizierung der Anzüge als Schwimmhilfe durch Prüfinstitute im europäischen Ausland. „Hier wird der völlig falsche Eindruck erweckt, diese Bekleidung könne ähnlich wie professionelle Überlebensanzüge die Sicherheit erhöhen. Das ist eine Täuschung. Denn eher das Gegenteil tritt ein und kann für die gutgläubigen Träger dieser Anzüge zum tödlichen Verhängnis werden“, stellt FSR-Vorsitzender Ralf-Thomas Rapp klar.
Der FSR werde sich der Sache annehmen und darauf hinwirken, dass zur Zertifizierung zugelassene Institutionen bei ihren Produkt-Tests diesem schwimmphysikalischen Problem die gebührende Aufmerksamkeit widmen. FSR-Vorsitzender Rapp: „Diese Problematik muss schnellstens aus der Welt geschafft werden. Denn ansonsten leidet die Glaubwürdigkeit der europäischen Normierung erheblich. Unser Credo hingegen ist: Die Verbraucher müssen sich auf die CE-Zertifizierung verlassen können.“

Im FSR haben sich 16 führende deutsche Unternehmen – Hersteller und Händler von Seenot-Rettungsmitteln sowie Wartungsstationen – zusammengeschlossen, deren Ziel es ist, die Sicherheit auf dem Wasser zu verbessern.

Stand: 3.1.2007, Abdruck honorarfrei, Beleg erbeten.
Weitere Auskünfte bei der FSR-Geschäftsstelle, Tel: 0221/595710.